Antibiotika wird zur kalten Jahreszeit oft verschrieben. Wir verraten alles über die Funktion, Mythen und was Du bei der Einnahme unbedingt beachten solltest.

Laut Statistik nehmen in Deutschland vier von fünf Personen mindestens einmal pro Jahr Antibiotika ein. Oft sind ihnen die Risiken und die Wirkung des Medikaments nicht bewusst. Die Arznei wird zudem meistens in der normalen Hausapotheke aufbewahrt. Davon raten Ärzte allerdings grundsätzlich ab.

Was ist Antibiotika?

Antibiotika werden eingesetzt, um Stoffwechselprozesse von Bakterien/Vieren zu hemmen, dadurch wird ihre Vermehrung gestoppt und sie werden abgetötet. Auf diese Art wird Dein Immunsystem bei der Bekämpfung der Infektion unterstützt. Mediziner setzen verschiedene Arten des Medikaments ein, die unterschiedlich auf Bakterien reagieren. So zerstört zum Beispiel Penicillin die Zellwände der Bakterien, Erythromycin verhindert dagegen deren Eiweißproduktion. Einerseits kann der gezielte Einsatz der Arzneien bei Infektionen hilfreich und oft lebensrettend sein, andererseits können durch gewisse Nebenwirkungen zusätzlich teils schwere gesundheitliche Probleme auftreten.

Hilft Antibiotika gegen Erkältung?

Eine Erkältung wird am häufigsten durch Viren hervorgerufen. Antibiotika dienen allerdings nur zur Bekämpfung von Bakterien. Patienten ist dieser Umstand oft nicht bekannt, deshalb erwarten sie von ihrem Arzt ein Rezept für Antibiotika. Meistens bekommen sie das Präparat auch, wie eine Studie in dreißig deutschen Allgemeinarzt-Praxen ergab. Etwa 18 Prozent aller Patienten mit Erkältung erhielten das Medikament. Bei Nasennebenhöhlen Entzündungen waren es sogar 64 Prozent. Das Problem ist jedoch, dass die Arznei meistens nicht wirkt, da Erkältungen zu etwa 90 Prozent durch Viren entstehen. Somit sind Antibiotika bei Erkältung keine Hilfe. Als Nebenwirkung können unter anderem Übelkeit und Durchfall auftreten. Da das Medikament sämtliche Bakterien in Deinem Körper angreift, werden auch ‚Gute‘ vernichtet, die Dein Organismus dringend benötigt.

Macht Antibiotika resistent?

Wird Antibiotika häufig und vor allem falsch eingesetzt, können Resistenzen auftreten. Diese Problematik ist jedoch längst bekannt. Wird das Medikament zu oft konsumiert, tritt die gewünschte Wirkung nicht mehr ein, wenn es zu einer ernsthaften Erkrankung kommt. Neu ist allerdings, dass auch bei Colistin Resistenzen aufgetreten sind. Hierbei handelt es sich um ein Reserve-Antibiotikum, das eingesetzt wird, wenn andere versagen. Hierfür sind Ärzte verantwortlich, die bei ihren Rezeptausstellungen wenig sorgfältig sind. Ähnlich verhält es sich mit Tierärzten, die mit Antibiotika nachlässig umgehen. Da Menschen gerne Fleisch konsumieren, nehmen wir hier zusätzlich Rückstände dieser Antibiotika mit unseren Nahrungsmitteln auf. Insgesamt wurde das Medikament innerhalb der Landwirtschaft zwar reduziert, bei manchen Reserveantibiotika hat die Nutzung allerdings zugenommen – obwohl es ausreichend Warnungen gab. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) prophezeit bereits eine post-antibiotische Zeit. Der UN-Generalsekretär stufte Antibiotika-Resistenzen als anhaltende und fundamentale Gefahr ein.

Ist Antibiotika eine chemische Erfindung?

Viele Menschen denken bei Antibiotika am wenigsten an natürliche Wirkstoffe. Vielmehr herrscht die Meinung vor, das Medikament ist eine pure Chemiekeule. Tatsächlich stammt ein Antibiotikum ursprünglich aus Pilzen. Diese produzieren den Wirkstoff, um sich selbst vor Bakterien zu schützen. Die Arznei hat also ihren Ursprung in der Natur und wurde Jahr für Jahr weiterentwickelt. Dadurch wurde das Medikament immer verträglicher für Menschen und somit auch wirkungsvoller.

Zerstört Antibiotika die Darmflora?

Jeder gesunde Mensch beherbergt in seinem Darm über 300 unterschiedliche Bakterienarten. Bei der Einnahme eines Antibiotikums kann es daher vorkommen, dass ‚gute‘ Bakterien zu Schaden kommen. Als Folge davon treten unangenehme Beschwerden wie Verstopfung und/oder Durchfall auf. Ernährst Du Dich allerdings gesund, regeneriert sich Deine Darmflora im Anschluss an die Behandlung meistens von allein. Ist Dir jedoch bereits bekannt, dass Du das Medikament nicht gut verträgst, kannst Du während der Therapie bereits vorbeugen. Probiotischer Joghurt oder sogenannte Probiotika-Kapseln schützen gegen Nebenwirkungen des Antibiotikums. Innovative Medikamente sind jedoch inzwischen gezielter zusammengesetzt, sodass diese, bei exakter Einnahme, Deinen Darm schnell verlassen und Deine Darmflora nur geringfügig beeinflussen. Um Deine Abwehrkräfte allgemein zu stärken, eignen sich besonders probiotische Nahrungsmittel und Lebensmittel, die über gleiche Eigenschaften verfügen.

Darf man Antibiotika absetzen?

Wer denkt, dass ein Antibiotikum ohne Zustimmung des behandelnden Arztes einfach abzusetzen ist, sobald sich die Beschwerden bessern, ist leider komplett im Irrtum. Die Wirkungsweise des Antibiotikums beruht darauf, dass das Wachstum der Bakterien/Vieren gehemmt und so die Keimzahl reduziert wird. Wird das Medikament abgesetzt oder auch nur unterbrochen, können sich die restlichen Erreger erneut vermehren. Folge ist, dass die Infektion noch einmal, oft sogar deutlich heftiger, ausbricht – allgemein als Rückfall bezeichnet. Des Weiteren ist die Gefahr gegeben, dass keime nach einer ‚Therapiepause‘ bestimmte Strategien entwickeln, die Überleben möglich machen. Diese Resistenzen machen Antibiotika wirkungslos.

Schädigt Antibiotika das Immunsystem?

Bei Menschen befinden sich circa 80 Prozent des Immunsystems im Darmtrakt. Sogenannte ‚gute‘ Bakterien unterstützen und erhalten das gesamte System. Da ein Antibiotikum keinen Unterschied zwischen gesundheitsschädlichen und ‚guten‘ Bakterien kennt, werden sämtliche Bakterien im Darm geschädigt und meistens auch zerstört. Als Folge zeigt sich ein schwaches Immunsystem. Dadurch erhöht sich wiederum unter anderem die Anfälligkeit für Infektionen, Hautunreinheiten und Allergien. Zusätzlich können Konzentrationsschwierigkeiten und ständige Müdigkeit auftreten.

Mit welchen Tabletten können Wechselwirkungen auftreten?

Manches Antibiotikum bewirkt zum Teil mit anderen Medikamenten gefährliche Wechselwirkungen. So zum Beispiel das Makrolid-Antibiotika Erythromycin mit Statinen, die als Cholesterin-Senker bekannt sind. Statine werden in ihrer Wirkung verstärkt, sodass Nebenwirkungen wie beispielsweise Muskelschmerzen auftreten können. Andere Beispiele: Manches Antibiotikum löst bei Diabetikern Zuckerschwankungen aus, wird neben der Arznei auch Phenprocoumon (gerinnungshemmender Wirkstoff, bei Thrombosegefahr) eingenommen, kann eine erhöhte Blutungsneigung auftreten. Die ‚Pille‘ kann durch das Antibiotikum versagen, sodass das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft besteht.

Darf Antibiotika nicht mit Milchprodukten eingenommen werden?

Antibiotika als Tablette solltest Du vorzugsweise mit viel (!) Leitungswasser einnehmen. Handelt es sich nur um ein wenig Wasser, kann sich die Tablette innerhalb der Speiseröhre verfangen oder stecken bleiben. Milch oder Kaffee und Tee ist nicht geeignet, da sich in Deinem Magen schwer lösliche Komplexe bilden können, wodurch die Aufnahme und anschließende Wirkung der Arznei behindert wird. Das Gleiche gilt, wenn Du gleichzeitig Mittel anwendest, die Magensäure binden (sogenannte Antazida) oder Mineralstoff-Präparate, die beispielsweise Magnesium, Zink oder Kalzium enthalten.

Darf man übriggebliebene Tabletten aufbewahren?

Reste von einem Antibiotikum solltest Du nie für spätere Fälle in Deiner Hausapotheke aufbewahren. Das Medikament muss immer erneut, abgestimmt auf die jeweilige Erkrankung, verschrieben werden. Restbestände müssen sorgfältig zum Beispiel über Deinen Restmüll, entsorgt werden. Du kannst Deine Medikamente jedoch auch ganz einfach in einer Apotheke oder bei Sammelstellen für Schadstoffe abgeben.

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